Aufmerksamkeit erreichen mit Reichweite? Ja, das ist gängige Praxis für Blogger und Influencer, um mit dem eigenen Content Geld zu verdienen. Schließlich geht mit der Bekanntheit meistens eine große Community einher. Menschen die Deine Inhalte gerne lesen und Dir folgen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Und der Aufbau einer solchen Fangemeinschaft kann wirklich Spaß machen. Wenn dabei dann noch als Nebeneffekt finanzielle Vorteile herausspringen, super!
Leider hat eine Medaille zwei Seiten. Denn wer sich an großer Bekannheit freut, wird schnell Eines feststellen. Im Internet Geld verdienen ist nicht der einzige Effekt von Aufmerksamkeit und Reichweite. Besonders Social Media kann ein Ort sein, den Du schnell wieder meiden willst. Aber auch der eigene Blog ist davon nicht gänzlich verschont. Ich frage mich daher ob große Reichweite nicht doch Segen und Fluch zugleich ist. Weil über die Schattenseiten kaum Jemand redet, will ich diese in einem Beitrag aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
Zunächst einige Vorteile der Bekanntheit
Bevor ich auf das eigentliche Thema zu sprechen komme, möchte ich (kurz) auf die Vorteile der Bekanntheit eingehen. Reichweite ist nicht perse schlecht. Im Gegenteil sogar. Mit der Aufmerksamkeit kannst Du spielen und sie für Dich nutzen. In dem Du unter anderem mit Inhalten Geld verdienst. Zum Beispiel über Affiliate Marketing oder gar eigene Produkte, wie ich mit meinem eBook Erfolgreich Bloggen. Daneben lassen sich Kooperationen mit Unternehmen eingehen. Die leider immer noch zu sehr auf die Besucherzahlen / Follower schauen. Obwohl es wesentlich wichtigere KPIs gibt.
Hinsichtlich der Aufrufzahlen ist vor Allem auch die VG Wort zu nennen. Dort wird an Autoren als Urheber eine Vergütung gezahlt, wenn Werke im Internet veröffentlicht werden. An der VG Wort Ausschüttung kann im Grunde jeder teilnehmen, der Texte schreibt und die Mindestvoraussetzungen erfüllt. Die Gesellschaft vergütet uns Autoren schon viele Jahre und die Höhe der Vergütung hat eine tolle Entwicklung erfahren. Für das Kalenderjahr 2020 gab es schon 45 Euro pro Werk (Text), während es früher mit 10 Euro begonnen hat. Einige der bekannteren Blogs erzielen Summen im höheren fünfstelligen Bereich. Wer also für die notwendige Reichweite sorgt, wird dafür belohnt.
Allerdings dreht sich auch nicht immer Alles ums Geld. Mit der Reichweite kannst Du Dir eine Community aufbauen. Verschiedene Menschen kennenlernen und ggfs. mit Deinen Inhalten begeistern. Meinen Blog habe ich damals nicht erstellt, um damit Einnahmen zu erzielen. Zumindest nicht primär. Vielmehr wollte ich den Menschen praxisnah zeigen, welche Herausforderungen ein Blogger zu meistern hat. Wenngleich der Name des Blogs natürlich Anderes vermuten lässt. Weil ich bereits beim Erstellen der Webseite spätere Themenbereiche bedacht habe.
Letztlich wollte ich meine Leidenschaft für das Bloggen weitergeben und Hilfestellung leisten. Mir lag sehr daran, dass ich die Freude am Bloggen näher bringe. Denn ohne Herz und Seele werden nur die Wenigsten Erfolg mit ihrem Content haben. Gleiches gilt für andere Blogger und Influencer. Die später gerade aufgrund der Leidenschaft dann entsprechende Reichweite erfahren haben! Meiner Meinung nach sind Blogger übrigens ebenfalls Influencer und stehen dem Instagram-Hype in Nichts nach. Leider führt entsprechende Aufmerksamkeit früher oder später zu einem Umdenken. Weil sich dann die Möglichkeiten der Monetarisierung ergeben. Was völlig legitim ist, weil wir viel Zeit investieren.
Die Schattenseite der Reichweite!
Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad steigt nicht nur die Reichweite für den eigenen Content. Gleichzeitig zeigen sich die negativen Seiten der großen Aufmerksamkeit. Was sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr gänzlich vermeiden lässt. Insbesondere weil über diese Schattenseiten in der Regel nicht gesprochen wird. Viele Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben Probleme. Kommunizieren diese aber auch nicht nach Außen.
Insgesamt muss man leider sagen, dass das Internet eine Art unüberwachter Ort geworden ist. Wo sich Menschen hinter der Anonymität verstecken können. Gleichzeitig ist die Hemmschwelle deutlich geringer geworden, selbst Täter zu werden (vielleicht auch unbewusst). Zumindest im Vergleich zu realen Welt. Einige der negative Faktoren der Bekanntheit möche ich Dir nachfolgend aufzeigen und aus meiner Sicht erklären.
Zunehmend mehr Angriffe auf Daten
Wenn sich mehr Menschen für Dich und Deine Inhalte interessieren, steigt Deine Reichweite. Du wirst bekannter und erreichst mehr Aufmerksamkeit. In der Regel hat das dann einen finanziellen Aspekt, wie ich oben bereits erläutert habe. Damit steigt gleichzeitig die Relevanz für potenzielle Angreifer. Die sich Zugang zu Deiner Webseite oder Deinem Profil in einem sozialen Netzwerk verschaffen wollen.
So können die Angreifer Deine Reichweite selbst einsetzen, um etwas zu verbreiten oder noch mehr Menschen zu infiltrieren. Manchmal wird ein Lösegeld verlangt, damit Du wieder Zugang zu Deinen Daten bekommst. Wie im Falle von Emotet, wovon Du bestimmt schon gehört hast. Besonders Influencer mit Millionen von Followern kann das sehr hart treffen. Meldungen von gehackten Accounts sind ja keine Seltenheit mehr. Und der Schaden, der damit angerichtet wird, kann ganze Existenzen bedrohen.
Aus diesem Grund solltest Du das Thema Sicherheit sehr ernst nehmen! Sei bitte nicht naiv und glaube Dir wird schon Nichts passieren. Der Ernstfall tritt schneller ein, als Du vielleicht glaubst. Zumal Du bei fast allen IT-Systemen / Apps eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einrichten kannst, um Dich zusätzlich zu schützen. Davon solltest Du auf jeden Fall Gebrauch machen. Auch eine Webseite sollte sicher sein. WordPress Sicherheit habe ich Dir im Blog vor geraumer Zeit erläutert. Daneben sind sichere Passwörter unabdingbar, da sie bereits viele Angreifer abhalten. Für Sicherheit zu sorgen kostet Dich nur ein wenig Zeit, schützt Dich und Deinen Content allerdings langfristig.
Du kannst es nicht Allen recht machen
Wenn die Anzahl der Fans und Besucher wächst, wirst Du Dich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass Du es nicht Allen recht machen kannst. Irgendeine Person wird immer Etwas zu kritisieren haben. Das kann ich Dir aus eigener Erfahrung berichten. Inhalte können nicht für die breite Masse geschaffen werden. Der Wissensstand des Einzelnen könnte unterschiedlicher nicht sein. Veröffentlichst Du dann Content der zu sehr auf Anfänger ausgerichtet ist, werden die Fortgeschrittenen Nutzer sagen, dass ihnen der Inhalt zu oberflächlich ist.
Anders herum könnten Anfänger bei zu spezifischem Content schreiben, es ist schwer nachvollziehbar. Klar kannst Du nun entsprechende Passagen weiter ausführen, um die Anfänger intensiver mitzunehmen. Das macht den Text allerdings unnötig lang und Du hast deutlich mehr Arbeit. Umso wichtiger ist es die eigene Zielgruppe sehr exakt zu bestimmen und den Content darauf auszurichten. Letztlich kannst Du die Kritiken damit reduzieren, als wenn Du für die breite Masse Content produzierst.
Beleidigungen und Hate Speech (Hassrede)
In meinen Augen sind Beleidigungen und Hate Speech (also Hassreden) in den letzten Jahren zu einem Problem geworden. Die Menschen haben verlernt auf sachlicher Ebene zu kommunizieren. Besonders Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und dementsprechend viel Reichweite haben, sind ein häufiges Ziel. Dabei ist nicht nur die Häufigkeit gestiegen, sondern auch die Art und Weise wurde agressiver. Teilweise sind die Sprüche nicht mehr lustig, gehen deutlich unter die Gürtellinie. Diese Personen müssen sich dann für die absurdesten Sachen rechtfertigen.
Aus diesem Grund kann sich viel Aufmerksamkeit schnell ins Negative wenden. Wenn der Shitstorm erst einmal begonnen hat, hast Du nur wenig Möglichkeiten dem entgegen zu wirken. Angreifer interessiert dann auch nicht, ob der Shitstorm berechtigt war oder nicht. Teilweise sind wir schon so weit, dass effektiv provoziert wird, um solche Situationen zu schaffen. Weil ein Shitstorm natürlich noch mehr Aufmerksamkeit nach sich zieht. Das kann zur Vergrößerung der Reichweite beitragen. Letztlich sogar in Debatten oder einem gegenseitigen „Diss“ zwischen mehreren Personen führen.
Meistens gewinnt dann die Person, die mehr Menschen mit der eigene Meinung überzeugen konnten. Hierzu kann ich ebenfalls mit einem Beispiel dienen. Auf LinkedIn habe ich mich mal dazu verleiten lassen auf einen Beitrag zur Ernährung zu reagieren. Was im Blog natürlich nicht mein Thema ist. Aber ich bin Mensch und habe meine Meinung zu diversen Themen. In Sachen Ernährung bin ich nun schon länger als Veganer unterwegs. Versuche das aber Niemandem aufzudrängen. Sondern sachlich zu begründen, warum ich das besser finde. Das habe ich in meinem Kommentar auf LinkedIn ebenfalls getan.
Wie schnell ich aufgrund meiner Lebensweise beleidigt und aufs schlimmste beschimpft wurde? Hat keine 2 Minuten gedauert, weil der eigentliche Beitrag viele Menschen erreicht hatte. Ich finde es eine Zumutung, was man sich von Menschen gefallen lassen muss. Menschen die Dich nicht kennen und sich kein Urteil leisten können. Dich aber in irgendeine Schublade stecken und unter dem Deckmantel der Anonymität im Internet handeln. Aufgrund des Profilfotos wird Dir dann etwas unterstellt, was nicht stimmt.
Wer überwacht solche Beleidigungen und Hate Speech? Meistens die Netzwerke selbst, die gar nicht hinterher kommen. Ich glaube das ist auch der Grund warum sich viele Nutzer nicht aktiv beteiligen. Ein falscher Kommentar und Du kannst schnell zum Opfer werden. Niemand schreitet richtig ein. Du könntest den Beitrag melden. Aber gefühlt hat das für den Täter keine echten Konsequenzen. Es gibt keine Internet-Polizei. Die Behörden sind maßlos überfordert. Ja, Gesetze gibt es gegen Hate Speech. Bestraft wird aber nur selten. Manchmal gehen die Täter dann sogar noch einen Schritt weiter.
Stalking und Bedrohungen
Der nächste Schritt ist dann nämlich nicht nur die Beleidigung im Internet. Menschen mit hoher Reichweite werden dann aus den unterschiedlichsten Gründen gestalkt oder sogar bedroht. Wobei Stalking häufig auch etwas Bedrohliches hat. Hast Du Dir mal angeschaut, wie viele Menschen mit vielen Followern Opfer werden? Wie oft wird in den Medien berichtet, dass sehr bekannte Influencer bis zur Haustür verfolgt wurden. Manche von ihnen mussten sogar umziehen, die Telefonnummer ändern oder sogar einstweilige Anordnungen vor Gericht beantragen. Das ist wirklich sehr erschreckend!
Schließlich veröffentlichen Blogger / Influencer / Youtuber viel Content und häufig mit sehr privaten Einblicken. Niemand möchte aufgrund eines Fotos bis zur Haustür verfolgt werden. Als Mann ist das schon nicht schön. Aber ich kann mir vorstellen, die Kolleginnen aus der Branche schreckt der Gedanke noch mehr ab. Zumal die rechtliche Verfolgung in den meisten Fällen mehrere Jahre in Anspruch nimmt und die Personen nicht zwingend „bestraft“ werden.
Fazit: Viel Reichweite bietet auch Nachteile
Aus Influencer Sicht hat viel Reichweite enorme Vorteile. Denn die meisten verdienen mit dem veröffentlichten Content Geld. Und sei es nur als Urheber mit der VG Wort oder durch den Verkauf einiger Produkte. Mehr Besucher und Fans machen Dich zudem für Kooperationen interessanter. Weil im Marketing immer noch sehr auf die Anzahl der potenziellen Kunden geschaut wird, nicht zwangsläufig auf die Qualität und wie passend die Zielgruppe ist.
Leider steigt mit der Aufmerksamkeit und dem Bekanntheitsgrad auch die dunkle Seite des Influencer-Lebens. Du kannst Ziel von Hacker-Angriffen werden, weil die Angreifer mit der Reichweite eigene Interessen verfolgen können. Darum sollte die Sicherheit einer Webseite, aber auch der Social-Media-Profile, stets hoch gehalten werden. Nicht nur mit sicheren Passwörtern. Zwei-Faktor-Authentifizierung hat sich in vielen Branchen durchgesetzt und kann fast überall eingerichtet werden.
Außerdem nimmt mit Deiner Bekanntheit die Kritik zu. An Deinem Content und an Deiner Person selbst. Häufig wird unter dem Deckmantel der Anonymität im Internet fleißig beleidigt. Andere Menschen schicken Dir dumme Sprüche, die wirklich weh tun können. Manchmal sind da sogar Bilder dabei, die Du nun wirklich nicht sehen willst. Ich rede hier auch nicht von 2 Nachrichten am Tag, sondern wesentlich mehr Shitstorm. Dem Du in manchen Fällen kaum noch Etwas entgegensetzen kannst.
Im schlimmsten Fall wird aus den Beleidigungen dann sogar Stalking oder Bedrohungen. Die zwar per Gesetz verboten sind. Doch es zu verhindern ist nicht ganz so leicht. Und juristische Maßnahmen nehmen viel Zeit in Anspruch. Teilweise muss der Angreifer erst gefunden werden. Das Gefühl dabei bleibt aber. Mancher Influencer hat Angst vor den Tätern, ändert seine Telefonnummer oder zieht sogar wegen der Gefahr um.
An manchen Tagen glaube ich, wir befinden uns in einem rechtsfreien Raum. Der dem Angreifer mehr Rechte einräumt als dem Opfer. Ein falscher Kommentar und schon kann es passieren, dass Du mit dummen Sprüchen überflutet wirst. Nicht jeder Mensch kann mit solchen Momenten umgehen. Vereinzelt könnten damit ganze Existenzen bedroht werden. Diese Entwicklung sollte uns wirklich zu Bedenken geben!